Porträt:
Die Künstlerin Telse Katrin Polenski schreibt Kindergeschichten und illustriert sie, malt Aquarelle und stellt Stempelunikate her, arbeitet als Naturführerin und unterrichtet Kunst an Volkshochschulen und anderen Einrichtungen. Sie beschäftigt sich auch mit Installationen. Wie den Projekten „Wurzeln“, große Scherenschnitte aus Teichfolie, „Netze“ fein gehäkelte Objekte für den Außenraum oder die „Windsbräute“, weiße Stoffobjekte, inspiriert von der Scherenschnitttechnik.
Steffen: „Die meisten Mitglieder des Vereins kennen Dich ja hauptsächlich als Vorsitzende. Erzähl doch mal, wie es Dir ergangen ist, nachdem Du den Vorsitz Ende 2019 abgegeben hattest.“
Telse: „Ich hatte ein wenig befürchtet, danach in ein Loch zu fallen. Aber ich fühle mich sehr leicht und mir fallen ständig neue Sachen ein, die ich machen könnte. Das ist für mich eine ständige Herausforderung, Dinge auch zu Ende zu bringen und mich nicht vor lauter Begeisterung in tausend neue Projekte zu zersplittern. Im Winter habe ich ein wenig an meinen Netzen weitergearbeitet. Ich wollte eigentlich auf dem Kolonistenhof kurz vor dem großen Maifolkfest neue Arbeiten aufhängen. Aber dann…, den Rest der Geschichte kennen wir ja.“
Steffen: „Wie ist es Dir denn in der Zeit des Corona-Lockdowns ergangen.“
Telse: „Zum Glück hatte ich in der Zeit den Auftrag für ein Manuskript über „Licht im Außenraum“ – das ist der technische Aspekt meines Berufslebens, mein Mann arbeitete im Homeoffice direkt neben mir und meine Tochter lernte für`s Abitur. Kurz vorher ist auch noch unser Auto kaputt gegangen und wir konnte kein neues kaufen. Ich fühlte mich wie in einem Kokon und habe die schrecklichen Nachrichten nur sehr dosiert an mich herangelassen. Ich habe in der Zeit auch viel gezeichnet und habe mich online mit meiner Urban Sketching Gruppe „Die Rendsburger Stadtzeichner“ ausgetauscht.
Eigentlich stand ich vor der Frage „Und nun?“ erst als alles langsam wieder gelockert wurde. Es gab dann einen zaghaften Versuch online meinen Malkurs für Frauen wiederzubeleben. Aber die Teilnehmerinnen bröckelten mir weg. Meine Arbeit lebt ja vom direkten Kontakt.“
Steffen: „Und was machst Du jetzt und was planst Du.“
Telse: „Weil ich jetzt mit größeren Gruppen keine Wildkräuterführungen machen will und darf, biete ich Einzelführungen an. Das läuft erstaunlicherweise gut. Und das hat mich dann auf die Idee gebracht, einen Youtube-Kanal mit dem Namen „Die Kräutermuse“ zu entwickeln. Thema sind Wildkräuter, Heilpflanzen und Natur. Im Moment stecke ich mitten in den Vorbereitungen für das zweite Video. Das ist eine Menge Arbeit, macht aber viel Spaß. Dann läuft zum Glück jetzt so langsam mein Unterricht „Life + in Farbe“ wieder an. Aber egal wie die Bestimmungen sind, ich arbeite mit einem transparenten Visier.“
Steffen: „Ich hatte ja an alle Kollegen Informationen über die #KulturhilfeSH geschickt. War das etwas für Dich?“
Telse: „Zuerst habe ich mich davon gar nicht angesprochen gefühlt. Weil ja mein Mann ein Einkommen hat. Aber auf Drängen einer Freundin habe ich mir die Fördermöglichkeiten für selbstständige Künstler/innen doch mal angeschaut. Und das Ergebnis ist Klasse. Es gab die Möglichkeit, bis zu einem bestimmten Termin Geld für eine Projektförderung zu beantragen. Das habe ich gemacht und tadaa!!! Drei Tage später ist mir das Geld bewilligt worden.
Steffen: „Und was für Projekte sind das?
Telse: Ich biete den Schulen Workshops an. Der eine heißt: „Freude an Papierkunst: Kirigami und Popups - Wir erarbeiten uns ein Popup-Buch“. Der Workshop ist geeignet für Kinder der 1. bis 5. Klasse. Der andere heißt „Liest Du noch? Oder schreibst Du schon? Kleine Kalligraphie -Text-Werkstatt“. Der ist geeignet für Schüler von der 3. bis 13. Klasse“. Durch die #KulturhilfeSH sind dann das Honorar und die Materialkosten abgedeckt. Dafür bin ich dankbar und freue mich. Im Moment bin ich mit mehreren Schulen im Gespräch und wahrscheinlich werde ich im September und Oktober viel zu tun haben.“
Steffen: „und wagst Du einen weiteren Blick in die Zukunft.“
Telse: „Nein. Im Moment fahre ich auf Sicht. Sagen wir mal so beruflich und privat mache ich mir im Moment keine Sorgen. Was die Entwicklungen im rechten Spektrum und in der Umwelt angeht, da sieht das schon anders aus. Und hoffe, dass der Großteil der Menschen vernünftig bleibt. Ich kann nur sagen: „Leute behaltet einen kühlen Kopf!“
Steffen: „Ich danke Dir für das Gespräch.“